Also schlecht sind die Thüringer nicht, mochte sich der ein oder andere Volleyball-kultivierte Zuschauer in der VC Arena am vergangenen Samstag gedacht haben, als sich die Gäste eine viertel Stunde vor Anpfiff fulminant am Netz einschlugen.
Auch das Zschopauer Heimteam bemerkte, dass der Ball öfter als gewohnt scheinbar leichtfüßig und recht regelmäßig in der eigenen Zone einmassiert wurde. Man kam an der Einsicht nicht umhin – die Mannschaft aus Gotha ist wohl nicht ganz unbegründet schon einen Spieltag vor Ende der Saison Aufsteiger und verdienter Meister der dritten Liga.
Doch dem Staunen zum Trotz – weggeschenkt werden sollte nichts. Immerhin gibt es auch in Zschopau so etwas wie sportlichen Eifer und Ehrgefühl. Kurzerhand wurden die Unterkiefer also wieder hochgeschoben, die Buchsen zurechtgerückt und mit einem relativ breitbeinigen Gang die Bühne vor den knapp 350 Zuschauern betreten. Außerdem identifizierte Co-Trainer Thomas Pfeifer eine mögliche Achillesferse der Gäste – harte Sprungaufschläge auf Schnittstellen. 😉
Genauso unterschiedlich wie die reinen physiognomischen Differenzen – während die Hausherren mit einer durchschnittlichen Körpergröße von 184 cm (Ja, die Mühe hat sich der Autor gemacht) eher in der Binnenregion des Feldes beheimatet sind, grüßten die Gäste mit 195,2 cm Durchschnitts-Körpermaß, gefühlt 1 m über der Netzkante (wir grüßten zurück – Glück auf!) – so zeugte auch das Spielsystem von eindeutigen Unterschieden. Mit einem für die Verhältnisse der dritten Liga eher unorthodoxen 4:2 System ging man in eine Partie, die recht ausgeglichen startete und vorerst keinen echten Klassenunterschied offenbarte.
Dank zweier multitalentierter Zuspieler, die einen festen Diagonalen ersetzten, erstritt man sich im ersten Satz einen nicht unverdienten Lohn. Bis zum 10:10 schien das Spiel den Zschopauern gewachsen. Fast war man ein wenig überrascht über sich selbst und dass die rotierenden Gothaer sich offensichtlich auch noch nicht wirklich eingefunden haben. Doch mit der etwas unwirklichen Situation nicht umzugehen vermögend, brachte man sich um den Preis. Vermehrt gewannen die Gäste die engen Bälle am Netz und im Feld – der VC dagegen scheiterte wiederholt an sich selbst. Bei all dem zeigten die Gothaer, dass sie der Favorit waren und gewannen somit nicht unverdient den ersten Satz.
Im Zweiten gestaltete es sich schon offener – mit viel Leidenschaft und etwas Fortune, kämpfte man sich zurück und bewies mehr als Moral. Als beim Stand von 24:23 der Matchball für den VCZ fliegt, ist man eigentlich schon zurück in der Partie. Schlussendlich soll es dann aber doch nicht sein. Die Gäste beweisen in der Crunchtime Abgeklärtheit und das Fehlen jeglichen Humors. 28:30.
3. Satz: Kaum angepfiffen und schon in arger Bedrängnis. Obwohl kein einziger Zschopauer Spieler den Kopf hat hängen lassen, war dem Team der verhängnisvolle Ausgang des vorherigen Satzes körperlich anzumerken. Ganz im Gegensatz zu den Gothaern – die spielten nun auf und hielten ein Ständchen auf sich und die Meisterschaft. Der Satz geht am Ende klar mit 15:25 verloren.
Trotz Niederlage kann die erste Männermannschaft auf eine solide Saison zurückblicken – insbesondere die Erfolge der Hinrunde geben Mut und lassen optimistisch auf die kommende Spielzeit blicken.
Noch einmal Danke im Namen der Mannschaft an das gesamte Team, unsere Zuschauer und Gäste – wir freuen uns auf die Saison 2018/19!
Kommentar: Nils Kindel
Fotos: Ingo Heinemann & Hans-Peter Böhme