Eine so intensive Achterbahnfahrt der Gefühle hatten Spieler und Fans schon lange nicht mehr erlebt. Für so manchen war es sogar das erste Mal überhaupt, dass ein Satz aus 68 Ballwechseln bestand. „Beide Mannschaften hatten ihre Chancen, die Führung wechselte ständig“, sagt Trainer Rico Fritzsch über den ersten Durchgang, in dem auch seine Zschopauer Volleyballer mehrere Satzbälle vergaben. Am Ende waren es dann aber doch die VC-Männer, die mit einem 35:33 gegen den SV Kreuzschule Dresden die Weichen stellten und letztlich 3:0 gewannen. Damit zogen die Motorradstädter am vorherigen Tabellendritten vorbei und belegen in der Regionalliga Ost mit 14 Zählern nun Rang 4.
Obwohl die Zschopauer punktgleich mit dem USV TU Dresden (3.) sind, verfällt Fritzsch nicht etwa in Träumerei von einem Medaillenrang. Gegen eine solche Platzierung hätte er sicherlich nichts einzuwenden. Trotzdem weist der VC-Coach lieber dar- auf hin, dass der Abstand zum Tabellenneunten Delitzsch II auch nur drei Zähler beträgt. „Diese Liga ist einfach wahnsinnig ausgeglichen.“ Eine Aussage, die sich am Samstagabend bestätigte, denn die Motorradstädter und der SV Kreuzschule lieferten sich ein ausgeglichenes Duell auf äußerst hohem Niveau. Kleinigkeiten gaben den Ausschlag – wie so oft in den vergangenen Monaten. „Es ist, als würde jede Woche die Entscheidung im Elfmeterschießen fallen“, zieht Fritzsch Vergleiche zum Fußball, um die erlebte Spannung zu verdeutlichen. Auch die Gäste von der Elbe hatten ihre starken Momente. „Viermal haben sie uns den Ball um die Ohren gehauen, wie ich es selten zuvor erlebt habe“, so Zschopaus Trainer. Der Schlüssel zum Erfolg sei an diesem Abend gewesen, dass sich sein Team davon überhaupt nicht beeindrucken ließ: „Wir haben uns einfach auf den nächsten Ballwechsel konzentriert.“ Abhaken, weil der Gegner nun mal stark ist – und sich dann auf die eigenen Stärken besinnen. Zu denen gehörte diesmal auch die Flexibilität, denn bei den Gastgebern wurde viel rotiert. So stand der im Sommer gekommene Zuspieler Jonas Tzschoppe zum ersten Mal in der Startformation, auch Diagonalangreifer Nick Obendorf durfte beginnen. Für ihn kam Rico Knöbel, der am Ende zum wertvollsten Zschopauer Spieler (MVP) gewählt wurde, erst später aufs Feld. Auf der Liberoposition wechselten sich einmal mehr Rick Zimmermann und Alfons Fellgiebel ab, wobei letzterer die Annahme bei Aufschlag der Gäste zusammenhielt. „Er war stark, es haben aber auch alle anderen so ziemlich das Maximum herausgeholt“, so der Trainer. Für Fritzsch war die mannschaftliche Geschlossenheit ebenso entscheidend wie die mentale Stärke. „Die Selbstsicherheit war extrem hoch“, stellt der Coach zufrieden fest. Nur so habe es gelingen können, gegen einen quasi ohne eigenen Fehler spielenden Gegner nach dem Krimi im ersten Satz später mit 25:21 und 25:21 den Sack zuzumachen. Eine Meisterleistung, nach der die Motorradstädter zwei Wochen regenerieren können. Weiter geht es für den Tabellenvierten am 6. Dezember mit dem Auswärtsspiel beim VSV Oelsnitz (6.).
Text: Andreas Bauer (Freie Presse)






