Nicht nur wegen der Tabelle war das Spiel gegen Jena von besonderer Bedeutung. Schließlich kennen sich beide Teams sehr gut. Vor allem ein VC-Akteur rückte dabei in den Fokus.
Mehr als 300 Zuschauer haben am Samstagabend in der Turnhalle des Zschopauer Berufsschulzentrums mitgefiebert. Die meisten davon mit den gastgebenden Volleyballern des VC Zschopau, doch auch die Fanschar der Gäste vom VSV Jena war beachtlich. Schließlich hatten sie es aus Thüringen nicht allzu weit. Außerdem waren am Nachmittag bereits die Damen-Mannschaften beider Vereine aufeinandergetroffen. Und genau jene Jenaerinnen, die dabei mit einem 3:0-Auswärtssieg Platz 3 in der Regionalliga Ost behauptet hatten, hauten nun im wahrsten Sinne des Wortes noch einmal auf die Pauke. Trotz dieser lautstarken Unterstützung hatten am Abend aber die Gastgeber das bessere Ende für sich.
„Dieses Spiel besitzt für beide Seiten einen Derby-Charakter. Jena ist die Mannschaft, die wir am besten kennen, und auch viele Spieler kennen sich untereinander zum Beispiel vom Beachvolleyball“, sagt Zschopaus Trainer Andreas Richter über den Reiz dieses Duells. Dass die Atmosphäre an diesem Abend besonders prickelnd war, lag auch an der Tabelle, kämpfen beide Teams doch um den Klassenerhalt. Nach zuvor nur einem Sieg aus fünf Partien war der Druck auf die Gastgeber noch etwas größer, doch anzumerken war dies Richters Schützlingen nicht. Ihr 25:18 im ersten Satz war allerdings auch auf die Schwächen der Thüringer zurückzuführen, die ihren Aufschlag irgendwo auf der Autobahn vergessen zu haben schienen. Allein zwölf Punkte schenkten sie dem VC in diesem Abschnitt, weil gleich der erste Ball im Aus oder im Netz landete.
Allmählich fanden die Sprungaufschläger aus Jena aber ihren Rhythmus. Der zweite Satz (25:21) war dadurch schon etwas knapper, ging aber dennoch an die überzeugenden Erzgebirger. „Das war unsere beste Saisonleistung, weil wir unsere Fehler fast komplett abgestellt haben“, bilanziert Andreas Richter. Das Fehlen von Libero Rick Zimmermann fiel kaum ins Gewicht, weil mit Michael Böttiger ein starker Ersatz parat stand. Auch die Entscheidung, Rico Knöbel wieder als Außen- statt als Diagonalangreifer ans Netz zu stellen, fruchtete. Bis auf eine Ausnahme konnte er alle Zuspiele in Punkte ummünzen. Ebenso erwies sich Daniel Kloss einmal mehr als Erfolgsgarant. Zur Entfaltung kamen die Hünen – darunter auch die Mittelblocker Florian Haase und Nils Kindel – weil Annahme, Feldabwehr und Zuspiel prima funktionierten.
Roy Nentwich, der den Angreifern die Bälle fast immer punktgenau kurz vor der Netzkante servierte, wurde hinterher von den Gästen zum MVP gewählt. Die Auszeichnung als wertvollster Spieler stellte für den Zuspieler eine besondere Ehre dar, da Jena für ihn einst das zweite Zuhause war. „Bis 2016 habe ich dort studiert. Dabei war ich mit einigen Jungs, gegen die wir jetzt gespielt haben, zusammen in der Uni-Mannschaft aktiv“, sagt der 31-jährige Lehrer. Eine „geile Zeit mit vielen Erfolgen“ sei das gewesen. Doch diesmal ging es darum, die einstigen Kollegen in die Schranken zu weisen. Und das gelang, „weil wir viel weniger Fehler als in den vergangenen Wochen gemacht haben“, sagt Nentwich, der die MVP-Ehre auch gern Rico Knöbel überlassen hätte: „Er hatte es genauso verdient.“
Nur kurz gerieten die Zschopauer ins Wanken. „Ein Angreifer wie Yann Böhme lässt sich nun mal nicht komplett aus dem Spiel nehmen“, sagt Andreas Richter über den Zwei-Meter-Hünen der Gäste. Er hatte großen Anteil daran, dass der dritte Durchgang mit 25:23 an Jena ging. Auch der Start in den folgenden Satz verlief für die Thüringer mit drei Punkten am Stück verheißungsvoll, doch beim 11:9 hatte Zschopau das Blatt wieder gewendet. Das Ende ähnelte dann wieder dem Beginn, denn ein Jenaer Aufschlag ins Netz brachte den Hausherren das 25:21 – und nun trommelten nur noch die Zschopauer Fans. In der Tabelle liegen beide Mannschaften mit jeweils sechs Punkten gleichauf.
Kommentar: Andreas Bauer
Fotos: Ingo Heinemann & Hans-Peter Böhme